Hartmannbund - Verband dt. Ärzte e. V.|26.05.2025

PRESSEMITTEILUNG

Künstliche Intelligenz versorgungsnah, patientenorientiert und praxisbezogen einsetzen

Berlin (kkdp)·Technologischen Fortschritt als Chance begreifen

Der Vorstand des Hartmannbundes hat sich im Vorfeld des 129. Deutschen Ärztetages erneut intensiv mit Fragestellungen des Einsatzes künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen auseinandergesetzt. Die Delegierten betonten die Notwendigkeit, die Nutzung von KI als Chance zu begreifen und sie in eine patientenorientierte und qualitätsgesicherte Versorgung einzubetten. Dabei war man sich einig: Ärztinnen und Ärzte spielen eine zentrale Rolle. Sie tragen die medizinische Verantwortung, sichern den individuellen Entscheidungsprozess und gestalten die Transformation im Sinne eines am Patientenwohl orientierten medizinischen Fortschritts mit. Vor diesem Hintergrund gelte es aber nicht nur, Chancen und Risiken zu diskutieren, sondern auch notwendige Rahmenbedingungen sowie die Auswirkungen auf das ärztliche Arbeiten. Mit Blick auf die weitere Debatte zum Thema KI formulierte die Versammlung in diesem Sinne folgende Thesenpapier.

Digitale und KI-gestützte Erstkontaktlösungen zur Verbesserung des Versorgungszugangs stärken

Um den Zugang zur medizinischen Versorgung niederschwelliger zu gestalten und die Steuerung von Patientinnen und Patienten effektiver zu organisieren, sollen digitale und KI-gestützte Erstkontaktlösungen unter ärztlicher Federführung gezielt ausgebaut werden. Diese Systeme müssen medizinisch fundiert und evidenzbasiert funktionieren, eine barrierefreie, altersgerechte und allgemeinverständliche Nutzung ermöglichen, in die bestehenden Versorgungsstrukturen eingebunden sein und einen transparenten sowie datenschutzkonformen Umgang mit sensiblen Informationen gewährleisten.

Möglichkeiten der personalisierten Medizin durch KI sinnvoll erschließen

Künstliche Intelligenz eröffnet die Möglichkeit, individuelle Gesundheitsdaten wie genetische Informationen, Laborwerte, Lebensgewohnheiten und Anamnesen miteinander in Beziehung zu setzen und daraus fundierte Schlussfolgerungen für Prävention und Therapie zu ziehen. Dies erfordert klare, ethisch reflektierte Kriterien für den Einsatz solcher Technologien, eine ärztlich gesteuerte Anwendung und eine transparente Kommunikation gegenüber den Patientinnen und Patienten. Darüber hinaus sind gezielte Weiterbildungsangebote notwendig, um Ärztinnen und Ärzte in die Lage zu versetzen, komplexe Datenanalysen zu interpretieren und individuelle Risikoprofile angemessen zu bewerten.

Einsatz von KI zur Entlastung bei administrativen Aufgaben fördern

Ärztinnen und Ärzte verbringen einen erheblichen Teil ihrer Arbeitszeit mit administrativen Tätigkeiten wie Dokumentation, Berichterstellung und organisatorischer Abstimmung. KI kann diese Prozesse durch automatische Transkription ärztlicher Gespräche, strukturierte Erfassung medizinischer Informationen, Unterstützung bei der Erstellung von Arztbriefen sowie bei der digitalen Kodierung von Diagnosen und Leistungen wirkungsvoll unterstützen und so wertvolle Zeitressourcen für die direkte Patientenversorgung freisetzen.

Interoperabilität und digitale Vernetzung konsequent umsetzen

Eine wirksame Nutzung von KI im Gesundheitswesen ist nur möglich, wenn digitale Systeme sektorenübergreifend kommunizieren können. Noch bestehen erhebliche Defizite bei der technischen Kompatibilität und beim standardisierten Datenaustausch zwischen den beteiligten Akteuren. Es ist daher notwendig, eine sichere digitale Infrastruktur zu schaffen, die den kontinuierlichen und reibungslosen Austausch relevanter Gesundheitsinformationen gewährleistet und die Grundlage für eine patientenzentrierte Versorgung bildet.

Wandel der ärztlichen Tätigkeit im digitalen Zeitalter aktiv gestalten

Digitale Technologien verändern die ärztliche Rolle grundlegend. Ärztinnen und Ärzte übernehmen zunehmend Aufgaben als Moderatoren komplexer Informationsprozesse, als medizinisch-ethische Entscheider und als kommunikative Vermittler zwischen Patientinnen und Technologie. Sie bleiben verantwortlich für die finale Diagnostik- und Therapieempfehlung und begleiten ihre Patientinnen und Patienten auf dem Weg zu einer informierten, autonomen Entscheidung. Dies erfordert umfassende Anpassungen in der Aus-, Weiter- und Fortbildung mit einem Fokus auf digitale Systemkompetenz, kritische Bewertung automatisierter Vorschläge und medizinethische Entscheidungsfindung. Gleichzeitig müssen Ärztinnen und Ärzte im Praxisalltag gezielt bei der Entwicklung digitaler Handlungssicherheit unterstützt werden. Berufsethische Leitlinien sind notwendig, um den verantwortungsvollen Einsatz digitaler Werkzeuge im Einklang mit der ärztlichen Rolle sicherzustellen.

Pressekontakt:

Michael Rauscher, Hartmannbund
Tel.: 030 206208-11
Fax: 030 206208-711


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